Während alle Welt uns auf der Buchmesse wähnte, waren wir mit einem
Citroen 2CV nach Frankreich unterwegs. Klaus Frick holte mich in den
frühen Morgenstunden in Berlin ab, er war schon sehr müde. Schweigsam
fuhren wir durchs Frühlicht zur Wohnung eines Mannes, der, als
Praktikant bei SAT 1 tätig, für einen gewissen Schutz unserer
Persönlichkeitsrechte sorgen sollte, falls bei unserer Mission etwas
schiefginge. Zu dritt ging es weiter nach Frankreich, weiter, weiter und
weiter. Die Sonne brannte. Endlich erreichten wir den Fähranleger an
einem Fluss, der Bran du Vin
hieß oder so ähnlich, mein Französisch ist das Beste nicht. Mit dem
Dampfschiff reisten wir gen Mündung ab, die Ente ließen wir zurück. Der
Fluss und die Städtchen, an denen wir vorbeischipperten, erinnerten sehr
an die Stadt Ambra,
wie sie Jeff Vandermeer in "Die Stadt der Heiligen und Verrückten" so
ausgezeichnet beschreibt. Wir saßen versteckt in einer Kajüte unter
Deck, spielten Karten oder schliefen, schirsmnetgrethen dämmerten mehr oder weniger vor
uns hin, ruhten uns aus für das Bevorstehende, schweigsam, doch nicht
mürrisch, in stillem Humor, während draußen im Fluss dann und wann einer
der Kopffüßler, die das Schiff im Schwarm begleiteten, auftauchte und
seine schwarzglänzenden Augen drehte zu einem Rundblick auf die obere
Welt. Weich, elegant fast, verschwand das riesige Wesen wieder im
Schaum. Wir saßen da, versteckt, und wenn einmal einer von uns das
Gemeinschaftsbad gegenüber im Gang aufsuchen musste, hörte er den Lärm
des Festes,
das im Salon gegeben wurde. Manchmal standen die Flügeltüren offen,
dann sahen wir alte Herrschaften, die zu noch älteren Melodien tanzten,
und das Verblüffende war: sie beachteten uns nicht, vielleicht hielten
sie uns für Matrosen. Das war gut, denn wir reisten zur Mündung, um uns
durch Gewährsmänner in eine Atomanlage einschleusen zu lassen, die den
weiteren Bestand der Welt, wie wir sie kennen, ernsthaft gefährdete. Wir
wollten dort Geheimunterlagen entwenden und zurück über die Grenze nach
Deutschland schaffen, um sie dort bei einer weiteren verdeckten Aktion
über den gigantischen Computer eines Militärzentrums ins Internet
einzuspeisen, auf dass die ganze zivile Welt von den finsteren
Machenschaften der Herren des alten Europas erführe!
Ob unser Plan gelang, ob wir die Welt damit gerettet haben?
Wer weiß ...
... vielleicht träume ich davon dann morgen.
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